„Perlen für das Volk” – so haben die Mitglieder der Couplet AG ihr Jubiläumsprogramm zum 20-jährigen Bestehen genannt. Ihr Auftritt bescherte dem Magazin 4 - Team einen sehr gut gefüllten Saal und dem Publikum jede Menge Spaß. Hier der Bericht von Barbara Titze aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 03.04.2014:

Latte-Macchiato-Mütter mit Milchschaum im Hirn

Die Couplet-AG amüsierte das Publikum im Magazin 4 - Vom fetten Schubeck-Kopf bis zum Söder-Zapferl

 

BAD REICHENHALL - Die mit dem Bayerischen Kabarettpreis, dem Bayerischen Poetentaler und anderen Preisen ausgezeichnete Couplet-AG, genauer gesagt, die „Couplet-Arterhaltungsgesellschaft“, kam mit ihrem aktuellen Programm „Perlen für das Volk“ auf die Bühne ins Magazin 4. In bester, vom Geist eines Karl Valentins beseelter Tradition des witzig-satirischen Lieds mit Kehrreim wurde satirisches und vergnügliches Kabarett geboten.

Vier begabte Bühnenkünstler, nämlich die beiden eher zurückhaltend agierenden Berni Filser und Bernhard Gruber mit Gesang, Gitarre, Diatonischer Ziach und anderen Instrumenten, der quirlige und umtriebige Jürgen Kirner und die einzige Dame der Truppe, die mal kesse, mal betont biedere Bianca Bachmann, verbreiteten schon mit dem ersten Ausspruch von Jürgen Kirner „Atemkurort Bad Reichenhall – der Atem ist ja etwas sehr Lebendiges in so einer toten Stadt“, nachhaltig gute Laune.

Bianca Bachmann war schon als damalige Kultusministerin Monika Hohlmeier am Nockherberg zu sehen. Sie ist wunderbar wandlungsfähig, man nimmt ihr die Rolle der männermordenden russischen Oligarchin Olga ebenso ab wie die billig und leicht dümmlich wirkende Wienerin oder die spießige Ehefrau mit Lodenhütchen und rosa Schweinchen-Handtasche.

"Rettet dem Wald, esst mehr Biber"

Vom studierten Theologen, Physiker und Mathematiker Bernhard Gruber, der eher zufällig zur Couplet AG fand, stammen die Kompositionen und Arrangements von Rock´n Roll bis zu Schola-Gesängen. Er hält sich eher im Hintergrund und im Bereich der Randbemerkungen auf, ebenso wie der jung und betont unbedarft wirkende Berni Filser, der als „Glücksfee Penelope“ mit so glücksverheißenden Sprüchen auftritt wie: „Wer den Kopf in den Sand steckt, sollte mit dem Hintern atmen können“, „Ein Mann, der sich am Hintern kratzt, sollte nicht Fingernägel kauen“ oder „Rettet den Wald, esst mehr Biber“.

Die vier versprechen: „Wir coachen Sie in Sachen Glück“, und weil bekanntlich Schokolade glücklich macht und Seehofer auch so süß und immer für Überraschungen gut ist wie das gleichnamige Schoko-Ei, singen sie auch gleich den wunderschönen Song „Hoppel, hoppel, eins, zwei, drei, Horsti legt ein Ei.“ Im „Finanzbeamten-Resozialisierungs-Zentrum“ kann man seit Neuestem sozialverträglich, innovativ, caritativ und sozial Beamtenpatenschaften übernehmen, und tatsächlich sitzt doch gleich das neueste Patenkind, der Herr Nowotny, im Publikum.

Zum Dank fürs Mitmachen erhält der arme, ahnungslose Zuschauer einen kleinen Napfkuchen, den er unter der strengen Auflage „aber nicht wieder so krümeln, Herr Nowotny“ dann auch behalten und ganz alleine essen darf. Der bereits aus früheren Programmen bekannte und beliebte, geistig leider sehr verwirrte Dr. Kudernak ist auch wieder mit von der Partie mit seinem ewigen „Schreiben Sie´s auf, schreiben Sie´s mit, sonst vergessen Sie´s ja wieder“. Jürgen Kirner kann aber nicht nur verwirrt sein, sondern auch ausgesprochen widerlich und halbwelt-ganovenhaft als „Rosso vom Inkasso“, der sehr sensibel von seinem Amputationsinkasso berichtet: „Manche geben halt nur einen Finger.“

"Ich brauche jeden Wähler, auch die NPDler"

Da werden die Schnäppchenjäger von Aldi, Lidl und KiK besungen, die sich über ihre billigen Einkaufserfolge freuen, auch wenn „der Inder brennt und aus dem Fenster hängt“. Der omnipräsente Fernsehkoch Schuhbeck bekommt ebenfalls sein Fett ab: „Hinter jedem Suppentopf grinst ein fetter Schubeck-Kopf“, und der niederbayerische Hubert Aiwanger verkündet: „Ich brauche jeden Wähler, auch die NPD´ler“.

Angelehnt an die Fernseh-Werbe-Sprüche bekennt Bianca Bachmann als Herdprämien-Empfängerin: „Ich bin die Berta – und deswegn bleib i dahoam.“ Ein Pfarrer, der von zarter Ministrantenhaut träumt, schwärmt: „I bin der Pfarrer Hm-hm-hm und mit meine Ministranten bin i allaweil dahoam“ und selbst der Müllmann, der im Biomüll eine Leiche findet, die da wirklich nicht hingehört, weil sie schließlich Sondermüll ist, ist überzeugt von seiner Heimat: „Ich bin der Gimmi vom Wertstoffhof und im Container, da bin i dahoam“.

Kirner räsoniert über die „Latte-Macchiato-Mütter“, die als „blondierte Edel-Mutterkühe“ nur Milchschaum im Hirn hätten und Bianca Bachmann belehrt das Publikum über die Anforderungen pränataler Frühförderung wie etwa „Föten-Violinenunterricht“ für ihr Ungeborenes namens Coco-Pasquale. „Es gibt keine Gesunden, nur unzureichend Untersuchte“, das ist ganz klar. Also bleibt nichts anderes übrig, „wir müssen operieren, und wenn sie nicht parieren, dann nehmen wir ihre Nieren“. Im Haus Abendrot werden Angehörige preiswert totgepflegt und wenn immer noch nicht alle glücklich sind, hat die Couplet AG einen Geheimtipp: „A Zapferl Söder rektal“ hilft gegen alles und jeden, es „macht auch kleine Würstel groß“.

Dem Publkum gefällt´s, es fordert Zugaben und wird mit dem herzerweichenden Lied vom Bofrost-Mann belohnt. „Wir sind alle vom selben Viertel und sind Kinder vom Bofrost-Mann“. Und so sehen sie dann auch aus. Glücklich, aber ein wenig gestört.

Nach einem witzigen Besuch im Tröpferlbad, wo sich die Waschfreudigen so nahe kommen, wie sie nie wollten, gibt es eine letzte Zugabe, bei der alle lauthals mitsingen können: „Mir is alles eins, ob i a Geld hab oder koans, wer Geld hat, kann beim Schuhbeck essen, wer keins hat, muss beim Reber fressen, wer Geld hat, kann sich Kinder leisten, wer keins hat, der hat eh die meisten.“ Eine begeisterte Zuschauerin spricht beim Rausgehen aus, was sicher viele denken: „So viel Blödsinn muss einem erst einmal einfallen!“ 

Fotos: Eva Aschauer, Magazin 4-Team

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