Wieder einmal ist es Mathias Kellner gelungen, die Reichenhaller zu begeistern. Mit vielen Songs seiner aktuellen Scheibe zementierte er eindrucksvoll seinen Status als Ausnahmetalent in der bayerischen Singer-Songwriter-Szene.

Hier nun der Bericht von Katharina Stockhammer aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 16.4.13 sowie die Fotos von Michael Scheurl

Rhythmischer Rock trifft auf einfühlsame Balladen

„Kellner“ überzeugt im Magazin 4 mit einem abwechslungsreichen Sound

BAD REICHENHALL – Vor drei, vier Jahren gab es keine Konzertkritik ohne die ausführliche Schilderung seines ungewöhnlichen Karrierestarts. Denn die Geschichte vom jungen, arbeitslosen Schreinergesellen, der Profimusiker wird, die Gründung einer „Sänger-Ich-AG“ mit Businessplan und Förderung vom Amt, war wirklich zu erstaunlich, um sie unerwähnt zu lassen. Doch diese Zeiten sind spätestens seit dem Erscheinen seiner vierten CD „Kinda Wild“ ein für alle Mal passé. „Jetzt wird nur noch nach musikalischen Maßstäben gemessen“, erzählt Mathias Kellner. Dass er und seine Bandkollegen sich davor nicht würden fürchten müssen, stand freilich bereits nach der Veröffentlichung der Scheiben eins bis drei außer Zweifel.

Zum Auftritt des Quartetts im Magazin 4 kommen die Fans teilweise von weither angereist. Das Konzert durchaus gut besucht, aber nicht ausverkauft. Dies verwundert, haben Mathias und seine Jungs bei ihren vorherigen Gastspielen in der Alten Saline das Publikum stets begeistern können. Doch mit einem nicht dem Zeitgeist angepassten Musikstil, der sich nicht in gängige Hitparadenschablonen pressen lässt, mit höchst persönlichen Eigenkompositionen, die Ecken und Kanten haben, ist es nicht einfach, die Massen zu erobern. Die anwesenden Musikliebhaber aller Altersklassen, die einen ehrliches, authentisches „Singer-Songwriting“ ohne kommerzielles Blendwerk zu schätzen wissen, sind bei diesem Kellner-Konzert allerdings bestens aufgehoben.

Schon das rockige Eröffnungsstück „Sleepy“ stimmt die Gäste auf einen Konzertabend ein, der geprägt ist von rhythmischen Gitarrenriffs und wunderbar melodischem Gesang. Nicht nur der Bandleader an der Akustikgitarre kann mit seiner erdigen, unverwechselbaren Stimme beeindrucken. Die erfahrenen Musiker Florian Sprenger an der E-Gitarre, Johannes Molz am Bass und Andy Schechinger am Schlagzeug überzeugen sowohl an ihren Instrumenten als auch als Sänger. Beim groovigen „Disappear“ (von der zweiten CD „Hey Dude“) beispielsweise schwingen die Töne am Schluss harmonisch aus, mehrstimmig und fast schon sanft. Natürlich dürfen bei diesem Konzert Lieder aus dem ersten Kellner-Album „This Ocean Life“ nicht fehlen: „Murder of Crows“, „Carry On“ und später noch „Rich Man“. Vor „Children’s Birthday Party“ gibt es sogar eine der berühmt-berüchtigen Geschichten zur Entstehungsgeschichte des Titels. Ob die Feier damals für die Kinder tatsächlich in der Notaufnahme des Krankenhauses endete, oder es sich lediglich um eine künstlerische Eingebung des kreativen Bandchefs handelt, erfährt man indes nicht. Man hofft auf letzteres. Es überrascht aber, dass sich Mathias Kellner – der, kaum auf der Bühne, unmittelbar zum Entertainer wird – zwischen den Stücken sehr zurücknimmt. „Wir haben mittlerweile so viele Songs, die wir spielen wollen, müssen deshalb eine knallharte Auswahl treffen: da bleibt nicht mehr viel Zeit zum Erzählen übrig“, verrät er.

Nach dem „I Song“, der 2010 oftmals im Radio zu hören war, gibt es mit „We will find our pace“ und „Forgotten“ zwei wunderschöne Rockballaden von der aktuellen CD, die erst im März erschienen ist. Die abwechslungsreichen Kompositionen ernten jede Menge Applaus. „Fair“ und vor allem „Crooked Floorboards“ warten mit tollen Melodien und interessanten Rhythmuswechseln auf. In all ihren Songtexten, die stets lässig und in englischer Sprache gesungen werden, schildern die jungen Künstler Geschichten aus dem Alltag anderer ebenso wie von persönlichen Begebenheiten aus dem Leben der Bandmitglieder.

Ohne Pause geht es mit „The Glow“ vom dritten Album „The Road Sessions“ flott weiter. „Kinda Wild“ hat nicht nur der neuen Scheibe den Namen gegeben. Es ist zugleich die erste Single-Auskoppelung und immer wieder im Radio zu hören. Die knackige Rocknummer fetzt richtig und der Name ist Programm, den das Stück ist wirklich ziemlich wild. Mathias Kellners Stimme klingt „cool“ und wüsste man nicht, dass der junge Mann ein waschechter Bayer ist, könnte man fast glauben, er wäre gerade aus den USA eingewandert. Mit „Last Cannibal“ endet ein rasantes, mitreißendes Konzert. Das begeisterte Publikum erklatscht sich vehement mehrere Zugaben. Nach „Oh why“ und der herrlich vierstimmigen „Ballad of a poor man“, bei dem auch die Zuhörer mitsingen dürfen, verabschiedet sich Mathias Kellner als Solist von seinen Gästen. Seine „Biographies“ präsentiert er ohne seine Bandkollegen, bloß mit seiner Gitarre „bewaffnet“ und schickt anschließend seine Fans hinaus in die kühle Frühlingsnacht. Nach zwei Stunden mit vier erstklassigen Musikern geht das Konzert viel zu schnell zu Ende, eigentlich könnte man ihnen noch lange zuhören.

www.kellner-music.de

 

Hier nun die Fotos von Michael Scheurl: