Der faszinierende US-Boy Adam Rafferty zog uns und unsere Gäste schnell in seinen Bann. Einen Mann mit dem Rhythmus im Blut und seine Gitarre - mehr brauchts eigentlich gar nicht, um beste Stimmung zu erzeugen! Im Reichenhaller Tagblatt vom 29. März 2012 berichtete Katharina Stockhammer über das Konzert:
 

Ein Amerikaner begeistert mit Talent und viel Gefühl

Adam Rafferty präsentiert Gitarrenkunst der Extraklasse im Magazin 4

BAD REICHENHALL – Seine aktuelle „Rock-The-House-Tour“ führt den amerikanischen Ausnahmegitarristen Adam Rafferty derzeit einmal quer durch Mitteleuropa. Zwischen seinen Auftritten in Frankfurt am Main und Wien ist er zu Gast im Magazin 4 in der Alten Saline. Zahlreich sind die Freunde der akustischen Gitarrenmusik an diesem Abend gekommen, um den Shootingstar der New Yorker Jazzszene live auf der Bühne zu erleben. Mitorganisator dieser Veranstaltung ist Fritz Sklenarik aus Berchtesgaden und er begrüßt die vielen Gäste hocherfreut.

Vor fast genau einem Jahr fand erstmals ein gemeinsam mit dem Akustik-Gitarrenforum Hallein organisiertes Gitarrenkonzert statt. Sklenarik, sowohl Mitglied des Magazin 4-Teams als auch des Gitarrenforums, ist die treibende Kraft bei der Durchführung. Die hervorragenden Kontakte der Halleiner zu internationalen Musikern dieses Genres ermöglichen nun so manch exquisites Konzerterlebnis in der Kurstadt. Gitarrenkünstler Adam Rafferty ist der vierte in dieser Reihe und folgt damit Peter Finger, Werner Lämmerhirt und dem zuletzt aufgetretenen Gitarrenzauberer Claus Boesser-Ferrari. Groß ist daher die Erwartungshaltung der eingefleischten Gitarrenfans. Und um es gleich vorweg zu nehmen: enttäuscht wird heute niemand. Im Gegenteil. Die Begeisterung ist riesengroß.

 

Aber der Reihe nach. Adam Rafferty, ein „Vierziger“ mit jungenhafter Ausstrahlung, verblüfft die Zuhörer zu allererst mit seinen guten Deutschkenntnissen und einem fröhlich zugerufenen „Guten Abend“. „Little Fingers“ nennt er seine musikalische Begrüßung, ein Stück, das aus seiner eigenen Feder stammt. Groovig legt er los. Zur nächsten Nummer setzt er seine Stimme dezent als Begleitung ein, und auch das Publikum darf die Melodie von „Mas que nada“ lautmalerisch mitsummen. Der Samba ist der Auftakt zu einigen Adaptionen. Rafferty hat sich ganz unterschiedliche Welthits ausgesucht, um zu zeigen, was auf einer „schlichten“ akustischen Konzertgitarre alles möglich ist. Unüberseh- und hörbar: hier ist einer der ganz Großen aus der „Fingerstyle-Szene“ am Werk. Sein „handwerkliches“ Können ist für sich gesehen schon faszinierend: Rafferty spielt mehrere Melodiestränge simultan, dazu eigenständige Basslinien, daneben nutzt er sein Instrument wie andere ihre Percussions. Außerdem versteht er sich zuweilen als „Beatboxer“, so beispielsweise bei „Chameleon“ von Herbie Hancock. Doch es ist vor allem sein Gespür dafür, seine Profession mitreißend darzubieten. Schnell hat er die Zuhörer in seinen Bann gezogen, alle lauschen aufmerksam und fasziniert diesem virtuosen Spiel. „Fly me to the moon“, von Frank Sinatra und der Count-Basie-Band wohl am bekanntesten interpretiert, klingt auch mit nur einem Instrument erstaunlich „komplett“. Nach „I’ll be there“ von den Jackson Five folgt wiederum eine Eigenkomposition. „Ciao Bella“ ist dem niedlichen weißen Hund einer Ex-Freundin gewidmet und klingt sehr sanftmütig. Bei Stevie Wonders „Superstition“ dagegen ist Rhythmus pur angesagt und bei „Isn’t she lovely“, ebenfalls ein berühmter Wonder-Hit, wird es mit viel Jazz-Groove richtig lässig. Rafferty – stets mit einem verzückten Lächeln im Gesicht – greift nach dem „Schwitztuch“, da es unter seiner Kappe langsam ziemlich heiß wird. Er ist eben mit vollem Einsatz bei der Sache. Das folgende „Shelter Island“ ist ein eigenes neues Stück, das von seiner frühen Vision handelt, einmal ein bekannter „Fingerpicker“ zu werden. Sein Fazit: „Die Vision kam zum Leben“.

Weil seine Großeltern mütterlicherseits aus Wien stammen, kann der sympathische Amerikaner zwischen den Titeln auf deutsch moderieren. Nicht perfekt, aber durchaus verständlich. So erfährt das Publikum, dass er „America“ vor zehn Jahren unter dem Eindruck der Terroranschläge auf das World-Trade-Center geschrieben hat. Eine feinfühlige Komposition, die zum Sinnieren anregt, bevor es mit „Billie Jean“ von Michael Jackson fetzig in die Pause geht.

Mit „Higher Ground“ (Stevie Wonder) und dem von ihm verfassten „Rolling with the ashes“ startet Adam Rafferty nach kurzem Verschnaufen wieder furios. Mit einem die Fingerkuppe entlastenden Daumenpicks ausgestattet wird Abba’s „Dancing Queen“ zum rasanten Gitarrenhit. Eine Hommage an den Jazz-Organisten Dr. Lonnie Smith ist „Play it back“. Jetzt mutiert Adam erneut zur menschlichen Beatbox mit erstaunlichen Geräuscheffekten. Auf speziellen Wunsch eines Gastes präsentiert der in Harlem geborene Künstler anschließend „Ain’t no sunshine“ von Bill Withers und seine Gitarre nochmals zum Schlagwerk. Als das Multitalent leise Chick Coreas „Spain“ anstimmt, wird es ganz still im Saal. Mit seinem persönlichen Anspruch auf eine perfekte Spielkultur zieht Rafferty alle Register. Lautstarker und lang anhaltender Applaus sind der Dank des Reichenhaller Publikums an ein Phänomen an der Gitarre. Die erklatschten Zugaben sind musikalische Perlen: „She’s leaving home“ von den Beatles und „Thriller“ von Michael Jackson. Adam Rafferty ist der nette Kerl von nebenan, cool, bescheiden und alles andere als unnahbar. Ihn möchte man gerne wieder treffen, wenn er das nächste Mal über den großen Teich geflogen kommt.

 

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