Im Reichenhaller Tagblatt vom 23. März 2012 berichtete Katharina Stockhammer über das Konzert von einem Haufen reifer Männer, von denen die Jungen noch was lernen können:

 

Acht Herren starten den Turbo

Die „Jay-Q Band“ huldigt dem „Southern Rock“

im Magazin 4 – Spielfreude garantiert

BAD REICHENHALL – Satte dreizehn Minuten dauert das Original. Und auch bei der Freilassinger „Jay-Q Band“ lauscht man nicht weniger lang dem Instrumentalstück „In Memory of Elizabeth Reed“. Dickey Betts von den Allman Brothers hat es 1970 geschrieben und dabei dem Rocksound eine gewaltige Portion Fusion-Jazz beigemischt. Eine funkige Eröffnungsnummer und ein Vorgeschmack auf einen anspruchsvollen Konzertabend im Magazin 4.


 

Den Sängern Herbert Fürle und Gerwin Eder obliegt die Aufgabe, erzählend durch das Programm zu führen. Denn in den nunmehr gut 35 Jahren gemeinsamen Musizierens hat sich doch nebenher so allerhand ereignet. Zusammen mit Mirko Rois (der Mann an den Percussions) und Ronald Spaltmann (an der Bassgitarre) hatte Eder Mitte der 1970er Jahre eine Band gegründet, die sich „Jicarilla Queue“ nannte. Bereits damals galt ihre Liebe dem „Southern Rock“, eben jener Musikrichtung, die sich Ende der 60er Jahre in den Südstaaten der USA entwickelte und mit der sich junge Künstler vom „Hinterwäldlerdasein“ und einem pauschal vorgeworfenen Rassismus emanzipieren wollten. Auch in Europa war die Jugend davon begeistert und in Oberbayern wurde aus „Jicarilla Queue“ die „Jay-Q Band“.

„Jesus just left Chicago“ von ZZ Top ist absolut lässig. Aber natürlich ist es kein Mitmach-Schunkel-Kracher. Wer gekommen ist, um Partystimmung und Spaß zu erleben, der wäre vielleicht bei einer „herkömmlichen“ Coverband besser aufgehoben. Doch schon jetzt zeigt sich: Wer den authentischen erdigen Südstaaten-Groove mag, für den entwickelt sich dieses Konzert zu einer wahren Fundgrube an musikalischen Schmankerln. Der legendäre J.J. Cale hat „Call me the Breeze“ geschrieben, unzählige Gruppen haben es nachgespielt, darunter die Ikonen des Southern Rock, „Lynyrd Skynyrd“ und die „Allman Brothers“. Rockig geht’s mit diesem Titel auch bei der Jay-Q Band zur Sache. Die wuchtige Besetzung mit drei Gitarren erzeugt einen knackigen, vollen Sound; Gerwin Eder, der Stirnband tragende Alfred „Gianni“ Papke und Karl-Heinz Reichenberger lassen „nichts anbrennen“. Erwin Oberbuchner am Keyboard kann nun ebenfalls richtig auftrumpfen. Nicht zu vergessen Karl „Charly“ Fehr am Schlagzeug: unaufdringlich und versiert sorgt er für den perfekten Rhythmus.

Manch selten gehörte Rarität haben die Freilassinger mit dabei. Der „Statesboro Blues“, komponiert bereits 1928 von Blind Willie McTell und von den Allman Brothers adaptiert, klingt auch bei den acht Herren mittleren Alters aus dem Rupertiwinkel vom Feinsten. „Midnight Rider“, wiederum von den Allman Brothers und „Dixie Chicken“ von Little Feat, die eigentlich aus Los Angeles stammen und somit gar keine klassischen Südstaatler sind, aber mit hervorragenden Country-Rock berühmt wurden, ergänzen die Set-Liste der ersten Halbzeit.

Spielfreude und Ausdauer zeichnen das Oktett aus. Dass sie zusammen bald ein halbes Jahrtausend „auf dem Buckel“ haben, ist bemerkenswert. Gerwin Eder verrät: „Insgesamt 472 Jahre Lebensalter sind auf dieser Bühne versammelt“. Vielleicht sind sie nicht mehr so stürmisch wie in jungen Jahren, doch etwas weniger Farbe haben lediglich die Haare der Akteure. Die ersten Zuhörer müssen langsam nach Hause, es sind nämlich zahlreiche Gäste aus den Reichenhaller Kurkliniken im Publikum, und die haben bekanntlich strenge Ausgeh-Regeln zu beachten. Mehr Glück haben die Einheimischen. Sie dürfen bleiben und kommen deshalb in den Genuss von drei Stücken, die aus der Feder der „Jay-Q’ler“ stammen: „Last Tour Blues“, „Iceman Blues“ und „Starting today“. Danach stehen die ganz großen Hits des Southern Rock auf dem Programm. Und diese Songs kennt jeder, der sich für die Musik der 1970er Jahre interessiert. Da sind „On the Hunt“ und „Swamp Music“ von einer ehemaligen Highschoolband aus Florida, besser bekannt als Lynyrd Skynyrd, ebenso dabei wie „Jessica“, die grandiose Instrumental-Komposition der Allman Brothers. Mit „Born to be wild“ von Steppenwolf, „Gimme all your lovin’“ von ZZ Top und der ultimativen Südstaaten-Hymne „Sweet Home Alabama“ geht ein begeisterndes Konzert langsam zu Ende.

Bald ist Mitternacht. Das Publikum weiß zu schätzen, was hier geboten wird. Zumal die Freilassinger Musiker ihre Passion zwar oftmals im Übungsraum, aber nur selten und auf ausgewählten Bühnen zelebrieren. Heftig werden daher die Zugaben eingefordert. Mit „La Grange“, der im Jahr 1973 vertonten Hommage von ZZ Top an die „Chicken Ranch“, einem Bordell mit „Kultstatus“ in La Grange/Texas und dem rockigen „Sharp dressed man“ (auch von ZZ Top) klingt ein beeindruckender Konzertabend aus. Die Kombination von Musik, die schon einige Jahre alt ist, und engagierten Musikern, die mit Reife und Erfahrung überzeugen können, kommt einfach an. Die applaudierenden Gäste im fast ausverkauften Barraum des Magazin 4 sind dafür der beste Beweis.

 

altaltalt