Es war der zweite Auftritt von Faun im Magazin 4, diesmal mit der "großen" Rock-Besetzung im unbestuhlten Saal. Ein völlig anderes Klangerlebnis als im Jahr 2010, als wir uns an der Akustik-Besetzung erfreuten.

Im  Reichenhaller Tagblatt vom 27.12.2011 berichtete Katharina Stockhammer über das Konzert:

 

Nebelschwaden und Lichteffekte huldigen das Mystische

 

„Faun“ verzaubert sein Publikum im Magazin 4 mit hinreißender Musik und einer eindrucksvollen Show

 

BAD REICHENHALL – Efeu-Blätter umranken die Mikrofone und ein weißer Vorhangschleier erweckt die Neugier der Besucher. Wenn „Faun“ auf Tour sind, werden neben den Gehörgängen des Publikums auch Augen und Tanzbeine beansprucht. Vor allem der visuelle Eindruck ist der Band aus München ein Anliegen. Mit viel Liebe zum Detail wird darum das Podium zu einem Ort, an dem es für die Künstler behaglich ist und sich das gute Gefühl schnell auf die Zuhörer überträgt.

Doch bevor Faun die Bühne betritt, gibt sich das Folk-Duo „In Gowan Ring“ die Ehre. Die  amerikanischen Singer-Songwriter Bée Eirth und Gunhild Andersen schaffen es mit ganz leisen, zart gespielten Tönen und einem harmonischen zweistimmigen Gesang, die Gäste auf eine verträumte musikalische Reise mitzunehmen. Mit „Boat of the Moon“ und „White Angel“, ein Lied passend zur Winterzeit, gelingt es dem Paar ganz unaufdringlich, die Faun-Fans für sich einzunehmen. Gunhild's Flötenspiel und Bée an der Gitarre klingen zuweilen wie aus einer anderen Welt, in der es keine Hektik und keinen Stress gibt. Dagegen ist „Dandelion Wine“ ein richtig kerniger Folksong. Das liegt vor allem daran, dass sich Oliver Pade und Rüdiger Maul, Gitarrist und Schlagzeuger der Hauptband dazu gesellen. Auch beim rockig-angehauchten „Nottamun Town“ sind die beiden mit dabei. Mit der Ballade „The Shepherd's Call“ verabschiedet sich „In Gowan Ring“ und erntet für seine Darbietung viel Beifall.

Nun wird es theatralisch. Der weiße Vorhang schließt sich und mit raffinierter Beleuchtung wird aus den beiden Faun-Damen die tanzende hinduistische Göttin Lakshmi mit vier Armen. Anmutig bewegt sie sich zu „Lupercalia“, einem Stück, das das Fest des Herdengottes und Namenspatrons „Faunus“ im antiken Rom beschreibt. Nach dem auf deutsch gesungenen „Zeitgeist“ öffnet sich der Vorhang, das Schattenspiel ist zu Ende. Wer ein ähnlich „ruhiges“ Konzert erwartet, wie Faun es auf der letztjährigen „Acoustic-Tour“ gestaltet hat, ist sicherlich überrascht. Bei den Songs „Rosmarin“ und „Da Que Deus“ wird es nämlich erstaunlich rockig. Allerlei historische Instrumente kommen zum Einsatz. Margareta „Rairda“ Eibl spielt die Harfe und die Drehleier, Fiona Rüggeberg greift abwechselnd zu verschiedenen Flöten oder zum Dudelsack, beide überzeugen zudem durch ihre klaren Stimmen.

Sänger und Gitarrist Oliver „SaTyr“ Pade führt auch diesmal als charmanter humoristischer Ansager durch das Programm. So kündigt er „Adam Lay Ybounden“ als frommes Lied über die Sexualität an, das immerhin mehr als 500 Jahre alt ist. Mystisch wird es bei „Alba“. Unaufhörlich wabern Nebelschwaden durch den Saal, denn nicht nur die Musik soll die Zuhörer empfänglich machen für die Welt der Geister, die Faun in ihren Liedern gerne besingt. Mit einem gewaltigen Trommel-Solo setzt sich Rüdiger Maul bei „Iyansa“ in Szene. Niel Mitra ist am Synthesizer für den technischen Part zuständig und sorgt zurückhaltend und bescheiden für eine harmonische Klangbasis.

Inspiriert von den alten Wikingern kreierte die Band den Titel „Iduna“ auf einem Festival in Norwegen. Nicht erst seit dieser Nummer wird nun auch im Parkett viel getanzt, die Stimmung ist entspannt. Mit „Tinta“, einem wohlklingenden Stück, bei dem Gerüchten zufolge schon Kinder gezeugt wurden, neigt sich ein mitreißendes „Pagan-Folk“-Konzert dem Ende zu.

Doch die musikalischen Highlights aus dem aktuellen Album „Eden“ wurden noch nicht gespielt und so lassen es sich die - zum Teil aus der Ferne angereisten - Fans nicht nehmen, Zugaben einzufordern. „Wind und Geige“ heißt die erste Draufgabe, danach kommt die wunderschöne „Hymn of Pan“. Das Publikum singt mit, als der Refrain „Listen now and I shall follow“ ertönt. Noch einmal gibt der hervorragende Lichttechniker Jochen Hanke sein Bestes. Über fast zwei Stunden gelingt ihm eine meisterhaft konzipierte Light-Show, die die eindrucksvolle Musik von Faun perfekt in Szene setzt. Bei „Golden Apples“ schließt sich der weiße Vorhang, langsam verstummen die Töne.

Ihre nächste „Unplugged-Tour“, die im Frühjahr 2012 stattfindet, wird Faun zwar nicht nach Bad Reichenhall führen, es bleibt zu hoffen, dass das Magazin 4 wieder auf dem Plan für die darauf folgende „Rock-Variante“ steht. Die stetig wachsende einheimische Fan-Gemeinde wäre sicher hoch erfreut.