Als Schlagzeuger der Spencer Davis Group, bei Klaus Doldingers Passport oder in der Band des Liedermachers Konstantin Wecker wurde Pete York weltberühmt. Mit seiner eigenen Formation war nun endlich auch in Reichenhall zu Gast.

 

Im Reichenhaller Tagblatt vom 21.11.2011 berichtete Katharina Stockhammer über dieses hervorragende Konzert:

 

Mit dem Rhythmus im Blut und dem Schalk im Nacken

 

Pete York und sein Swing-Trio

brillieren mit einem erstklassigen Konzert im Magazin 4

 

BAD REICHENHALL – Er wird im nächsten August siebzig Jahre alt, aber an ein Pensionisten-Dasein ist bei ihm noch lange nicht zu denken. Und seine Drum-Sticks wird er sowieso niemals freiwillig beiseite legen. Pete York ist die „graue Eminenz“ unter den Schlagzeugern, einer der weltbesten seines Fachs. Mit seinem Swing Trio präsentiert er sich im gut besuchten Barraum des Magazin 4 von seiner Schokoladen-Seite: vorwitzig und charmant, selbstironisch und kurzweilig.

 

Zwei talentierte Musiker hat er für sein Trio-Projekt gewinnen können: Kuno Kürner am Piano und Claus Koch am Tenorsaxophon. Der Sound der Jazzgrößen Duke Ellington oder Louis Armstrong habe ihn schon im zarten Alter von zehn Jahren fasziniert, erklärt er seinem Publikum zur Begrüßung, und heute liebe er den Swing mehr denn je. Deshalb beginnt das Konzert an diesem Abend mit einem echten Jazz-Standard, dem „St. Louis Blues“, geschrieben vom „Vater des Blues“ W.C. Handy im Jahr 1914. Zurückhaltend und sanft begleitet er seine musikalischen Partner, bemüht, sie nicht zu übertönen. Eine erste Demonstration seines enormen Könnens am Schlagzeug liefert Pete York bei „Stompin' at the Savoy“ von Edgar Sampson. Das mächtige Drum-Solo bringt nicht nur die Gäste in Schwung, Pete York muss sich seines Jacketts entledigen, denn er ist „switzing“. Eubie Blake und Andy Razaf haben 1930 die „Memories of You“ komponiert. Das Stück bietet jedem der drei Künstler eine wunderbare, individuelle Basis, sich mit kurzen, prägnanten Soli in Szene zu setzen. Die nächste Nummer widmet Pete York mit einer humorvollen Ansage der Ex-Frau von Silvio Berlusconi: „The Man I Love“. Fast zärtlich streichelt York sein Schlagzeug mit dem „Besen“. Dass er dies mit genau 78 Umdrehungen in der Minute tue, läge daran, dass er damit eine alte Schellack-Schallplatte „nachspielt“, verrät er mit trockenem britischen Mutterwitz. So in Fahrt, erzählt er auch gleich die Geschichte von der Zeugung des „Baby-Beckens". Es sei nämlich des Kind der Hi-Hat, jenem Beckenpaar, das man mit dem Fußpedal bedient und das sich eines Nachts heimlich vereinigt und dann vermehrt habe. Eine witzige Überleitung zu „Cute“, bevor mit „Caravan“ von Juan Tizol aus dem Jahr 1937 puertoricanisches Flair aufkommt. Nur unwesentlich jünger ist „Cotton Tail“ von Duke Ellington, hier klingt es frisch und gar nicht verstaubt. in der nun folgenden Pause würde er auf Wunsch seine CD's signieren, gerne auch als „Lady Gaga“, sollte das gewünscht sein. Stets zu Scherzen aufgelegt, dieser Pete York.

Mit „Topsy“ beginnt die zweite Halbzeit. Der legendäre Swing-Schlagzeuger William Randolph Cole, genannt Cozy Cole, hatte damit einen Hit in den „Billboard Hot 100“ des Jahres 1958. Das Trio nutzt im Magazin 4 die Gelegenheit, dieses rasante Stück kreativ zu intonieren, wobei vor allem Kuno Kürner am Piano, „Stride“ gespielt, mit einem langen Solo glänzen kann, bevor es mit dem gewaltigen Trommelwirbel von Pete York fulminant endet. Passend ist dazu der Titel des Programms, das der im nordost-englischen Middlesbrough geborene Künstler „Keep on Drumming“ getauft hat. Was natürlich ein kleines Wortspiel ist, wurde er doch als Drummer der „Spencer Davis Group“ berühmt, und deren größter Song war bekanntlich „Keep on Running“.

Nun kommt „Drum Crazy“: 1948 tanzte Fred Astaire im Musical-Film „Easter Parade“ zur Musik von Irving Berlin und wirbelte „verrückt“ trommelnd durch einen Spielzeugladen. Für einen leidenschaftlichen Schlagzeuger wie Pete York geradezu eine Aufforderung, diese Nummer in eigener Weise zu interpretieren. Dass er neben dem Schlagzeug-Spiel mit einer samtig-sonoren Stimme zu singen in der Lage ist, zeichnet ihn zudem als Allround-Talent aus. Schwer beeindruckt hatte den 13-jährigen Pete in den 1950er Jahren die „Benny-Goodman-Story“. Als Hommage an sein Vorbild hat der das Big-Band-Stück „Don't be that Way“ für sein Swing-Trio neu arrangiert, was wiederum das Publikum in Reichenhall sehr beeindruckt.

Zum Schluss zieht Pete York bei „A Train“ und „Sing, Sing, Sing“ (ebenfalls aus der Goodman-Verfilmung) noch einmal alle Register seines Könnens. Virtuos zelebriert er das Spiel auf dem Schlagzeug, entlockt faszinierende Töne aus jedem einzelnen Bestandteil. Als würde das Instrument gleichsam eine Geschichte erzählen. Grandios. Die Ehrfurcht seiner Gäste ist ihm sicher und der tosende Applaus der Dank für eine herrliche Darbietung. Als Zugabe gibt es das wunderschön entspannte „I got the Blues“. Saxophonist Claus Koch übernimmt die Führung auf der Bühne, während der Bandleader mit seinem „Baby-Becken“ vom Podium herabsteigt. Einen Stehtisch als Percussion nutzend, zeigt er zuletzt den Zuhörern, wie sie im perfekten Rhythmus klatschen, wodurch der Konzertabend als echtes Gemeinschaftserlebnis ausklingt.