Vier musikalische Krawattenträger - den Folkfans der Region sind sie längst ein Begriff - waren erstmals im Magazin 4 zu Gast.

Katharina Stockhammer war für das Reichenhaller Tagblatt in unserem Haus und schrieb dazu folgenden Bericht (abgedruckt am 19.11.2011):

 

Folkmusik von beiden Seiten des Atlantiks

 

Matching Ties bieten liebevoll gestaltete Ausflüge

zu Bluegrass und Country im Magazin 4

 

BAD REICHENHALL – Wer würde wohl ein Volksmusik-Konzert besuchen, bei dem sich die vortragende Musikgruppe „Zusammenpassende Krawatten“ nennt? Vermutlich nicht besonders viele Kulturfans. Doch das klingende „Matching Ties“ macht neugierig, nicht nur, wenn man sich für Folkmusik interessiert. Da stehen also vier Herren mittleren Alters auf der Bühne und haben sich zusammenpassende Krawatten mit gleichem Muster umgebunden. Die Künstler sind dennoch höchst unterschiedliche Typen aus vier Nationen. Das macht das Konzert zu einer spannenden Angelegenheit, fließen dadurch auch ganz verschiedene Musikrichtungen in die Programmgestaltung ein.

 

Sänger und Gitarrist Paul Stowe steht im Mittelpunkt der Formation. Der Amerikaner aus Utah lebt zwar bereits seit den 1980er Jahren in Bayern, doch hat er sich seinen amerikanischen Akzent erhalten und moderiert auf diese Weise recht international durch den Abend. Gemeinsam mit dem englischen Gentleman Trevor Morriss, der an Gitarre, Mandoline und irischer Bouzouki glänzt, hat er vor über zwanzig Jahren die Band gegründet. Mit einem irischen „Traditional“ eröffnet das Quartett seine Darbietung im Barraum des Magazin 4. „Little Beggarman“, die Geschichte vom kleinen Bettler, hat schon Arlo Guthrie interpretiert. In ihrer Version legen die „Mathing Ties“ richtig los. Nicht schwer, bei geschlossenen Augen die Grüne Insel vor sich zu sehen.

„The Holy Well“ – die heilige Quelle – ist ein bekanntes Stück des amerikanischen Countrymusikers Tim O'Brien. Konrad Stock, der bis zu diesem Zeitpunkt für das Spiel auf der Bodhrán, der irischen Rahmentrommel, zuständig war, greift diesmal zur „Whistle“. Besonders bei langsamen Titeln spielt er sie virtuos im Duett mit dem Iren Colm O'Tuama, der für Flöten und Pfeifen in den unterschiedlichste Größen und Formen zuständig ist. Später schnappt sich Dr. Konrad Stock, seines Zeichens hauptberuflicher Facharzt in München, den Dudelsack und kann damit die Bandbreite seines Könnens demonstrieren.

Nun folgt „In the Summertime“, der bekannteste Song der englischen Blues-Rockband „Mungo Jerry“. Im Original über 40 Jahre alt, ist die „bluesige“ Interpretation der „Ties“ lässig und frisch. Im Grenzgebiet zwischen amerikanischem Bluegrass und irisch-schottischem Folk bewegt sich die Matching-Ties-Version von „Oh, Dem Golden Slippers“. 1927 von Vernon Dalhart, einem der frühen Country-Stars der USA, komponiert, ist diese Nummer längst ein Bluegrass-Standard geworden. Jetzt zieht Konrad Stock Drummer-Handschuhe über die Finger und spielt sein kleines Schlagzeug voller Einsatz mit den Händen.

Paul Stowe ist erst vor wenigen Stunden aus seiner Heimatstadt Salt Lake City zurückgekehrt. Ganz ausblenden lässt sich der Jetlag zwar nicht, aber als engagierter Musiker kämpft er munter dagegen an. Er freut sich über den bayrischen Gerstensaft zur Halbzeit, denn das Bier in der Mormonen-Stadt „kannst du nicht trinken“.

Nach dem verdienten Pausengetränk geht es schwungvoll weiter. Nach zwei Stücken wird es bei „Red is the Rose“ romantisch. Die zweistimmig von Paul Stowe und Trevor Morriss gesungene Ballade ist wunderschön. Darauf folgt eine Komposition, die Paul für seine Tochter geschrieben hat: „Elisa“. Colm O'Tuama legt dazu eine „heiße Sohle“ aufs Parkett – ganz im Stile des „Lord of the Dance“ mit viel Beinarbeit! Das regt einige junge Frauen im Publikum zum Tanzen an, die sichtlich Spaß an ihrer eigenen „Choreographie“ haben.

„Carrickfergus“ ist eine Folkballade voller Wehmut, in Kombination mit „The Water is Wide“ ist sie wohl für viele Fans des Irish-Folk der Höhepunkt des Abends. Bei „Colm's Lilt and Tune“ bekommt der gebürtige Dubliner O'Tuama die Gelegenheit, das „Lilting“ zu zelebrieren. Diese traditionelle Gesangsform aus dem gälischen Sprachraum hört sich an wie eine Mischung aus jazzigem Scat-Gesang und bayrischem Jodler. Beeindruckend.

Als „Come Together“ von den Beatles melodisch und individuell intoniert wird, neigt sich ein höchst abwechslungsreiches Konzert dem Ende zu. Mit dem „Good Night Song“ verabschieden sich die Matching Ties aus der Salinenstadt.

Das nicht alltägliche Folk-Konzert mit seinen liebevoll gestalteten Ausflügen zu Bluegrass und Country, aber auch zu Blues und Swing hätte einen etwas größeren Publikumszulauf durchaus verdient. Doch offensichtlich hat sich die künstlerische Qualität der Band noch nicht bis in den Reichenhaller Talkessel herumgesprochen.